Freitag, 24. September 2010

Disznókö

Disznókö means "Pig Rock" and is named after a big rock found on top of its first growth vineyard, which (with fantasy and/or enough Tokaji wine) resembles a wild boar's head. Historically, Disznókö was a high-quality estate in the 17th-20th century, owned by various Hungarian noble families. Under the communist regime, it was socialised and gradually decayed (see previous blog entries). In 1992, it was acquired by AXA Millésime and has been revived since then, with extensive replantings and the construction of modern wine-making facilities . Dezsö Ekler, an award-winning architect, created the design of the state-of-the-art winery. In contrast to most other wineries of the region, Disznókö estate did not have access to a historic underground maze, when it was bought by AXA in 1992. To make their wines benefit from the ideal ageing conditions as well, such an subterranean ageing cellar was created ex post, by carving it into the solid rhyolite stone underneath the estate.

Disznókö bedeutet "Schweinefelsen" und ist nach einem großen Gesteinsbrocken benannt, der auf der Kuppe der gleichnamigen Ersten Weinlage gefunden wurde und (mit etwas Fantasie und/oder viel Tokaji Wein) einem Wildscheinkopf ähneln mag. Aus historischer Sicht war Disznókö ein alteingesessenes Qualitätsweingut, dass im Laufe des 17. bis 20. Jahrhunderts im Besitz verschiedener ungarischer Adelsfamilien war. Während des kommunistischen Regimes wurde es verstaatlicht und war dem allmählichen Verfall preisgegeben (vgl. die vorigen Blog-Einträge). 1992 wurde es von AXA Millésime erworben und seitdem wiederbelebt, inklusive weitgehender Neubepflanzung der Rebfläche und der Errichtung moderner Produktionsanlagen. Dezsö Ekler, ein preisgekrönter Architekt, entwarf das Modell des hochmodernen Kellers. Im Gegensatz zu den meisten anderen Weingütern der Region hatte Disznókö zu dem Zeitpunkt, als AXA es erwarb, keinen Zugang zu einem unterirdischen Weinlabyrinth. Um die eigenen Weine jedoch auch von den idealen Lagerbedingungen profitieren zu lassen, wurde ein solches Kellergewölbe im Nachhinein erschaffen und in das massive Vulkangestein unterhalb des Weingutes gegraben.





So now the wines age 10m underground, at a constant temperature of 12°C and high humidity as well as a growing layer of cellar-mould on the walls. More than 1000 oak barrels are stored next to large glass jars full of eszencia and large bottled stocks of aszú wines settling for at least 1 year before release.




In 10m Tiefe, bei einer konstanten Temperatur von 12°C und hoher Luftfeuchtigkeit sowie sich einer an den Wänden zunehmend entwickelnden Schicht von Kellerpilzen reifen die Weine nun. Mehr als 1000 Holzfässern lagern neben großen Glaskrügen voll mit Eszencia und unzähligen Flaschen, in denen die gefüllten aszú Weine noch mind. 1 Jahr ausschwingen, bevor sie verkauft werden.


Picture to the right courtesy of Disznókö



But hang on, the story of Disznókö's great wines starts in the vineyard, of course. In this case it is one single, terraced vineyard (eponomously named after aforesaid pig's rock), classified as first great growth and cultivated by Disznókö as single owner. And without purchase of grapes from other growers, all wines of the estate are single vineyard wines and can be marketed 'monopolistically'. But even if only this one vineyard is cultivated, Disznókö is still aware of 4 different terroirs within, whom's typicity and historic importance are being gradually re-discovered: Illésházy, Zombori/Soros Király, Lajos and Kapi. The grapes from these plots are harvested, vinified and aged separately, but for the time being, blended before bottling. 100 ha of the 150 ha total acreage are currently planted with vines, of which 60% is Furmint, 30% Hárslevelü, 9% Zeta and 1% Muscat Blanc à Petits Grains.




Doch so weit sind wir ja eigentlich noch gar nicht: denn auch bei Disznókö beginnt die Geschichte großer Weine natürlich im Weinberg. Und das ist in diesem Falle eine einzige Terassenlage (gleichfalls nach dem besagten Schweinefelsen benannt), die Disznókö als Alleinbesitzer bewirtschaftet. Und ohne Zukauf von Traubenmaterial anderer Winzer sind somit alle Weine des Weinguts Einzellagenweine, die 'monopolistisch' vermarktet werden können. Aber obgleich die Weine nur aus diesem einen Weinberg stammen, ist sich Disznókö doch 4 verschiedener Terroirs bewusst, deren Typizität und historische Bedeutung nun nach und nach wieder entdeckt werden: Illésházy, Zombori/Soros Király, Lajos und Kapi. Die Trauben dieser Parzellen werden getrennt voneinander gelesen, vinifiziert und gereift, bis auf Weiteres allerdings vor der Füllung miteinander verschnitten. Von der insgesamt 150 ha großen Fläche sind derzeit 100 ha mit Reben bepflanzt, 60% davon Furmint, 30% Hárslevelü, 9% Zeta und 1% Muscat Blanc à Petits Grains.





For the harvest 100-150 extra workers are employed for grape picking. As the picture to the right illustrates, the grapes ripen and get affected by botrytis unevenly, in order that 3-4 selective passages through the vineyard are necessary to pick everything at optimal ripeness level. Only 5-20% of a cluster become aszú (botrytised) in the end, depending on grape variety, vintage and microclimate. One harvester can select only 7-10 kg of aszú grapes per day!

(Both harvest pictures of this paragraph are courtesy of Disznókö. For more information on harvest, vinification and ageing of Tokaji wines, please see previous my blog entry titled "The Royal Tokaji Mad Scholarship".)



Für die Traubenlese per Hand werden 100-150 Erntehelfer beschäftigt. Wie das Bild oben veranschaulicht, werden die Trauben ungleichmäßig reif und edelfaul, so dass 3-4 selektive Lesegänge von Nöten sind, um alles zum optimalen Reifezeitpunkt zu ernten. Nur 5-20% der Trauben werden aszú (edelfaul), je nach Rebsorte, Jahrgang und Mikroklima. Ein Erntehelfer kann lediglich 7-10 kg aszú Beeren pro Tag lesen!


(Beide Fotos in diesem Absatz stammen aus der Datenbank von Disznókö. Für mehr Infos über Lese, Vinifikation und Reifung von Tokaji Weinen: siehe meinen vorherigen Blog-Eintrag mit der Überschrift "The Royal Tokaji Mad Scholarship".)




The picture above shows Disznókö's former press-house (built in the 19th century), now locating one of the region's best restaurants.


Das Bild oben zeigt Disznókös ehemaliges Kelterhaus (in 19. Jahrhundert erbaut), heute eines der besten Restaurants der Region.





Like most Tokaji producers, Disznókö produces a wide range of wine styles. There is one traditional style I have not mentioned before, as not all wineries are still producing it: Szamorodni.


Wie die meisten Erzeuger in Tokaji produziert Disznókö eine große Bandbreite an Weinstilen. Einen traditionellen Stil habe ich bislang noch nicht erwähnt, da er nicht mehr in allen Weingütern anzutreffen ist: Szamorodni.








Literally, Szamorodni means "as it comes", which refers to the grapes that are picked with or without botrytis, whatever is left on the bunches at the end of the harvest. Szamorodni is the traditional late harvest wines of Tokaji, differing from the more modern 'Late Harvest' labelled versions in two ways:
1. It is aged for at least one year in oak and another year in bottle (thus less fruit-forward and slightly oxidized, which is more difficult to market nowadays and hence abandoned by many producers)
2. It may be dry (whilst all the modern versions have some residual sugar)

Sweet Szamorodni: Due to the high sugar and botrytis content of the berries the wine could not fully ferment, and approx. as much residual sugar is left as in a 2 or 3 puttonyos aszú. Then oak aged as mentioned above.


Dry Szamorodni: When the sugar and botrytis content of the grapes is low enough, the wine can fully ferment. Upon oak ageing (as per above) a film-forming yeast cover develops, like in Sherry production, along with the typical nutty, zesty and apple flavours.



Szamorodni bedeutet, wörtlich übersetzt, "wie es kommt" -das bezieht sich darauf, dass die Beeren mit oder ohne Botrytisbefall gelesen werden, was immer am Ende der Lese noch am Rappen hängt. Szamorodni ist die traditionelle Spätlese (Late Harvest) von Tokaji und unterscheidet sich von den modernen, mit 'Late Harvest' etikettierten Versionen auf zwei Weisen:
1. Er wird mindestens ein Jahr im Eichenholzfass und ein weiteres auf der Flasche gelagert (ist damit weniger fruchtbetont und leicht oxidiert, was sich heutzutage nicht so leicht vermarkten lässt, und wurde daher von vielen Produzenten aufgegeben)
2. Er kann trocken sein (während alle modernen Versionen etwas Restzucker aufweisen).


Restsüßer Szamorodni: Aufgrund des hohen Zucker- und Botrytisgehalts der Beeren kann der Wein nicht durchgären und es verbleibt ein Restzuckergehalt wie in einem 2 oder 3 puttonyos aszú. Dann folgt die Reifung im Eichenholzfass wie oben beschrieben.

Trockener Szamorodni: Wenn der Zucker- und Botrytisgehalt der Beeren gering genug ist, kann der Wein komplett durchgären. Während der Reifezeit im Fass (siehe oben) entsteht eine Filmbildende Hefedecke, wie in der Sherry-Produktion, und damit einhergehend die typisch nussigen, würzigen und Apfelaromen.





Disznókö's winemaker, Zoltán Kovács, declares that dry Szamorodni is actually the most difficult style to produce a well-balanced wine of. The base wines must be of excellent quality and aroma concentration, in order to counter balance the high alcohol content (higher than in the sweet wines, as grape sugars are fully fermented) and high natural acidity.


Disnókös Kellermeister, Zoltán Kovács, erklärt, dass trockener Szamorodni der am schwierigsten herzustellende Stil ist, wegen der Harmonie. The Grundweine müssen von exzellenter Qualität und hoher Aromakonzentration sein, um den hohen Alkoholgehalt (höher als in den restsüßen Weinen, da der Fruchtzucker vollständig vergärt wurde) sowie die hohe Säure ausbalancieren zu können.




And here are some of my tasting notes:


Disznókö Tokaji Aszú 5 puttonyos 2001: deep gold colour. Youthful, pronounced nose. Aromas of quince, dried apricot, citrus zest, dill (typical of the terroir), botrytis and acacia blossom. High acidity, great balance, very good quality.
(2001 was quite a rainy vintage, not one of the top years and the aszú berries were macerated in fully fermented base wines. In the best years like 2002, 2000, 1999 they can be macerated in fermenting must, resulting in a better extraction.)


Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos 2000: deep gold colour. Medium intense, just about starting to develop. Luscious, medium+ acid, peach and yellow plum aromas, honey, wild flowers, spicy vanilla, touch of toffee. Very good quality, long finish.
(Disznókö produces 6 puttonyos wines only in the best vintages, when the aszú berries can be macerated in fermenting must. In 2000, after a very warm and dry growing season, the aszú berries - from 75% Furmint and 25% Zeta - were macerated in fermenting must made from Hárslevelü and Furmint for 3 days. The wine was then aged in oak barrels for 2 1/2 years.)


Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos 1999: Deep amber colour. Medium intense, developing. Luscious, high acid, herbal notes (dill), honey, botrytis, dried apricots, orange zest, minerality, toffee, chocolate. Complex and long lingering. Outstanding.
(1999 was a classic Tokaji vintage, probably the best of the nineties. Dry, hot summer, early ripening of the grapes, which showed both extremely concentrated aromas as well as particularly well preserved acidity.)


Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos 1993: Deep amber colour. Medium intense, developing. Luscious, medium+ acid, dried fruits (raisin, figs, apricots, prune, dates), strawberry jam, honey, botrytis, mint, toffee, tobacco leafs, vanilla, walnut, savoury-meaty notes. Complex, balanced and long lingering, outstanding! (Great vintage, of historic importance to the winery, as the first vintage under new leadership of AXA Milllésimes.)

Disznókö Tokaji Eszencia 2000: Medium brown colour, pronounced, youthful. Aromas of fresh grape juice, dried fruits (raisin, prune, fig), botrytis, herbs (mint), slightly medicinal, highly concentrated, luscious and viscous. (Disznókö only produces Eszencia in top years, which so far were 1993, 1999, 2000 and 2005. For the production method of this rare specialty, please see my first blog entry about the trip to Tokaji.)


You'll find more information about Disznókö under http://www.disznoko.hu/



Und hier sind einige meiner Verkostungsnotizen:




2001 Disznókö Tokaji Aszú 5 puttonyos: Tief goldgelbe Farbe. Jugendliche, ausgeprägte Nase. Aromen von Quitte, getrockneter Aprikose, Zitronenschale, Dill (typisch fürs Terroir), Botrytis und Akazienblüte. Hohe Säure, harmonisch, sehr gute Qualität. (2001 war ein recht verregneter Jahrgang, und die aszú Beeren wurden in durchgegärten Grundweinen mazeriert. In den besten Jahrgängen wie 2002, 2000 oder 1999 können sie stattdessen im gärenden Most mazeriert werden, was zu besseren Extraktionsergebnissen führt)

2000 Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos: Tief goldgelbe Farbe. Mittlere Intensität, beginnt gerade erst sich zu entwickeln. Üppig, mittlere+ Säure, Aromen von Pfirsich und gelber Pflaume, Honig, Wildblumen, würziger Vanille und einem Hauch von Karamell. Sehr gute Qualität, langer Abgang. (Nur in den besten Jahrgängen, wenn die aszú Trauben in gärendem Most mazeriert werden können, stellt Disznókö überhaupt Tokaji 6 puttonyos her. Nach einer warmen und trockenen Vegetationsperiode im Jahr 2000 wurden die Aszú Beeren - aus 75% Furmint und 25% Zeta - in gärendem Most aus Hárslevelü und Furmint 3 Tage lang mazeriert. Anschließend wurde der Wein 2 1/2 Jahre lang in Eichenholzfässern gereift.

1999 Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos: Tief bernsteinfarben. Mittlere Intensität, entwickelt sich. Üppig, hohe Säure, kräuterwürzig (Dill), Honig, Botrytis, getrocknete Aprikosen, geriebene Orangenschale, mineralisch, Karamell, Schokolade. Komplex und lang anhaltend. Hervorragend.(1999 war ein klassischer Tokaji Jahrgang, vermutlich der Beste der 90er. Trockener, heißer Sommer, frühe Reife der Trauben, welche sowohl extrem konzentrierte Aromen als auch eine besonders gut erhaltene Säurestruktur aufwiesen.)






1993 Disznókö Tokaji Aszú 6 puttonyos: Tiefe Bernsteinfarbe. Mittlere Intensität, entwickelt sich. Üppig, mittlere+ Säure, Trockenfrüchte (Rosine, Feige, Aprikose, Trockenpflaume, Dattel), Erdbeermarmelade, Minze, Karamell, Tabakblätter, Walnuss, herzhaft-fleischige Noten. Komplex, harmonisch und langer Abgang, hervorragend! (Großartiger Jahrgang, der auch eine historische Bedeutung für das Weingut hat, da es sich um den ersten Jahrgang unter neuer Leitung von AXA Millésimes handelt.)





2000 Disznókö Tokaji Eszencia: Mittleres braun an Farbe. Ausgeprägte Aromaintensität, jugendlich. Aromen von frischem Traubensaft, Trockenobst (Rosine, Pflaume, Feige), Botrytis, kräutrig (Minze), leicht medizinisch, hochkonzentriert, üppig, zähflüssig. (Disznókö stellt Eszencia nur in den besten Jahren her, d.h. bislang von den Jahrgängen 1993, 1999, 2000 und 2005. Die Produktionsmethode dieser seltenen Spezialität ist in meinem ersten Blogeintrag über die Reise nach Tokaji enthalten).

Weitere Informationen über Disznókö finden Sie unter http://www.disznoko.hu/.

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